Ohne Frieden keine Zukunft …

Die Entwicklung einer öffentlichen Friedensbewegung in der DDR und die Organisation der ersten Friedensdekade ist vielschichtig begründet. Sehr entscheidend war die Stationierung von Mittelstreckenraketen in den zwei deutschen Staaten 1979. Dies führte “in Ost und West” zu massiven zivilgesellschaftlichen Protesten – wobei im Osten alle öffentlichen, nicht staatlichen Aktionen massiv von Seiten des SED-Staates abgestraft werden konnten. Hinzu kam, dass die SED im Jahr 1978 das Fach „Wehrerziehung“ in Schulen einführte. Der Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR legte dagegen erfolglos Widerspruch ein. Die zunehmende Militarisierung und die Friedenssicherung durch Aufrüstung ist unvereinbar mit humanistisch-solidarischen Werten. Aktive Friedensaktivist:innen in der DDR fanden sich zunehmend in der Opposition zum Staat.



Und warum Frauengruppe? Ich war 1984 ja Anfang 20 und ich hab mich damals noch nicht so klar feministisch positioniert. Aber mich haben solche Veröffentlichungen oder Denkweisen von Benoîte Groult und Simone de Beauvoir immer sehr angesprochen. Das entsprach meinem Denken und deswegen fand ich das gut mit der Frauengruppe; ohne die Männer, die auch immer das große Wort führen. Da waren wir uns alle sehr einig. Meist waren wir so 15 Frauen. Manchmal waren es mehr, manchmal waren es weniger. Wie viele davon immer aktiv da waren: so 7 bis 10 würde ich jetzt mal so sagen, also es war schon eher eine kleine Gruppe. Aber außer der AG-Umweltschutz gab es keine großen Gruppen. […]

Ich denke, wir haben uns alle auch sehr in der Tradition der Theologie der Befreiung … und natürlich in der feministischen Theologie gesehen. Wir haben uns viel mit feministischer Theologie beschäftigt und mit anderen feministischen Themen. Das hat mich auch sehr geprägt. Ich habe in dieser Zeit viel gelernt: denken, sprechen, Texte analysieren und öffentlich auftreten, Prozesse in unserer Gruppe, also enorme Wachstumsmöglichkeiten. […]

Es gab staatliche Anweisungen bei der Kindererziehung, die wir sehr fragwürdig und diskussionswürdig fanden. Und dazu haben wir Gemeindeabende in Kirchgemeinden gemacht – also die Strukturen sozusagen benutzt, um mit den Eltern ins Gespräch zu kommen und zu sagen: Egal ob das jetzt bei euch so gemacht wird oder nicht. Es ist festgeschrieben: Wehrerziehung. Und die geht ja weiter bis in die Schule rein. Es braucht unbedingt einen gewissen Widerspruch gegen solche Dinge, die einem überhaupt nicht gefallen. Und Fragen müssen gestellt werden: Wieso müssen Kinder mit Panzern spielen? Warum müssen sie das Lied „Mein Bruder (oder mein Vater) ist Soldat“ oder „Soldaten sind vorbeimarschiert“ singen? Warum müssen das Kinder im Kindergarten lernen? Warum müssen sie nach Hause kommen und sagen: „Die Amerikaner werden uns mit Waffen und Neutronen-Bomben beschießen?“ Wir wollten diesen Irrsinn sehr deutlich ein bisschen in die Breite tragen, um mehr Leute aufmerksam(er) zu machen… […]

[…] Naja, wir haben uns schon entschieden, hier zu bleiben. Veränderungen…? Ich weiß gar nicht, ob wir an Veränderung geglaubt haben. Wir wollten einfach unsere Stimme erheben und auch nicht ruhig bleiben. Ich glaube, das war sowieso der größte Fehler der Basisgruppenbewegungen, dass wir nie ernsthaft über Konsequenzen nachgedacht haben, was dann mal werden könnte. Wir haben irgendwie so für den Augenblick gelebt. Deswegen war die Opposition in keiner Weise strukturell aufgestellt, als dann der Zusammenbruch der DDR kam. Da hat sich spontan „der Runde Tisch“ gefunden. Und da sind natürlich “die Leute rein, die schon am Start waren” – aber das ist uns ja auch sehr schnell aus der Hand gerutscht. Wir hatten da ja eigentlich nicht so schrecklich viel zu sagen, das waren ja dann ganz andere Leute. […]

Gabriele Heide

geb.1958; 1989: 2 Kinder, geschieden; 1977 bis 1984 Medizinisch-technischen Assistentin; ab 1983 ehrenamtlich in der Sozialdiakonischen Jugendarbeit; ab 1985 im Fürsorgerischen Dienst der Inneren Mission Leipzig, Schwerpunkt sozialdiakonische Familienarbeit. Ab 1991 Fernstudium und Anschlussqualifikation Dipl.-Sozialarbeiterin, Seitdem vorrangig in der Jugendhilfe tätig; 1984 Gründung und Mitarbeit bei Frauen für den Frieden Leipzig bis 1990; 1989 Mitarbeit am Runden Tisch Bildung und Erziehung Leipzig; 1991 bis 1994 Mitglied im Jugendhilfeausschuss Leipzig. Mit-Begründerin der Schulsozialarbeit in Leipzig/in Sachsen