Frauen* organisieren sich in gesellschaftspolitischen Kontexten.

Ein kritischer Umgang mit dem realen Alltag war offiziell schwer möglich. Und so trafen sich Frauen* privat, um sich auszutauschen und thematisch zu arbeiten. Auch Frauen, die nach der Geburt des Kindes in bezahlter Elternzeit, dem sogenannten „Babyjahr“ zu Hause waren, suchten Kontakte zu anderen Frauen in gleicher Situation, denn es gab keine Mütter- oder Familienzentren. Aus dieser Vereinzelung ging der eine oder andere private Mütter-/Eltern-Kreis hervor, denn auch einige (wenige) Männer nahmen Elternzeit oder betreuten Kinder zu Hause. In diesen Runden tauschten sich Frauen* aus – auch zu Care-Arbeit, alltäglichen Herausforderungen, den Veränderungen des eigenen Körpers, zu Kindererziehung und Gesundheit … auch angesichts der hohen Luftverschmutzung z.B. im Raum Halle/Leipzig. Daraus folgte ein Austausch auch über das politische System und gesellschaftlich notwendige Veränderungen.

Trotz real existierender sozioökonomischer Gleichstellung von Frauen* und Männern* und „beschlossener vollständiger Gleichberechtigung durch die SED-Spitze“ gab es auch in der DDR noch ausreichend geschlechtsspezifische Zuschreibungen mit den bekannten daraus resultierenden stereotypen Verhaltensmustern. In diesem Kontext wuchs in fast allen außerstaatlichen Bewegungen und Initiativen das Bedürfnis von Aktivistinnen*, Sichtweisen von Frauen* gleichberechtigt in der gesellschaftspolitischen Arbeit zu thematisieren. Da diese Auseinandersetzungen in gemischten Gruppen oft nervig, zeit- und kraftaufwendig waren, gründeten sich in den 80er Jahren verschiedenste Frauen*Gruppen.

Insgesamt hatten Oppositionsgruppen in der DDR seit Anfang der 1980er Jahre immer stärkeren Zulauf, da viele Menschen das Wettrüsten in Ost und West als unmittelbare Bedrohung empfanden. Ein Schlüsselfaktor war die Stationierung von Mittelstreckenraketen 1979 in beiden deutschen Staaten. Dies führte in Ost und West zu Protesten. 1978 wurde in der DDR zudem das Unterrichtsfach „Wehr-Erziehung“ an den Schulen eingeführt. Dagegen legte der „Bund der Evangelischen Kirchen“ in der DDR erfolglos Widerspruch ein. Die zunehmende Militarisierung und die Friedenssicherung durch Aufrüstung wurden als unvereinbar mit christlichen Werten betrachtet. Folgend befanden sich aktive Christ:innen in der DDR zunehmend in Opposition zum Staat.

Unabhängige Friedenskreise mit zahlreichen jungen Menschen bildeten sich „unter dem Dach der Kirche“. Zur Friedensdekade 9. – 19. November 1980 lag den Materialien ein Lesezeichen bei mit dem Bibelzitat (Micha 4,3): „Schwerter zu Pflugscharen“. Der Satz stand für den Wunsch nach weltweiter Abrüstung und wurde ab November 1980 zum Symbol staatsunabhängiger Abrüstungsinitiativen in der DDR.

Durch die Verabschiedung des neuen DDR-Wehrdienstgesetzes am 25.März 1982, durch welches bei einer Mobilmachung auch Frauen* eingezogen werden konnten, formierte sich öffentlich massiver Widerstand in der ganzen Bevölkerung, besonders unter Frauen*. Eine der Folgen war die Gründung der „Frauen für den Frieden“.